Clarinet in Exile
Stücke für Klarinette solo von im Exil lebenden Komponisten des 20. Jahrhunderts
Hugo Rodríguez: Solo Clarinet
Hanns Eisler (1898-1962):
Moment Musical (ca. 1940)
Ernst Krenek (1900-1991):
Monologue, op. 157
1. Moderato, 2. L'istesso tempo, 3. Larguetto, 4. Allegretto, 5. Allegro appasionato
Egon Joseph Wellesz (1885-1974):
Suite für Klarinette solo, op. 74 (1954)
1. Rhapysody. Tempo rubato, 2. Serenade. Molto tranquillo, 3. Scherzo. Vivace, 4. Dance. Allegretto
Xavier Benguerel (1931-2017):
Introspecció (2003)
Arthur Lourié (1891-1966):
The Mime für Klarinette solo (1956)
Igor Stravinsky (1882-1971):
Drei Stücke für Klarinette solo (1918)
Aufnahme: Peter Weinsheimer im Tonstudio Ölberg-Kirche Berlin, October 2021
Einführungstext: Daniela Fugellie (Professor Universidad Alberto Hurtado, Santiago de Chile)
Art and Design: Candela Pan
TT 35:34 Min., Bestellnummer: pT-1303, EAN 4250523313033, primTON 2022
Ferne, Trennung, Flucht, Unmöglichkeit. Die vier Komponisten haben gemeinsam, dass sie gezwungen waren, sich von ihrer Heimat fern zu halten: Benguerel musste im zweiten Weltkrieg während der Franco Diktatur nach Chile emigrieren, Krenek sowie Strawinsky, der vorher in Frankreich lebte, in die USA. Der Österreichische Komponist Egon Wellesz war in England im Exil.
Aus den Gedanken einige Jahre danach sind diese Stücke entstanden.
Oft sind sie ein Monolog zur sich selber, auch ein Schrei aus Protest oder Sehnsucht aber immer wieder werden auch Freiheit und Liebe gefeiert.
Wie kein anderes Instrument vermag es die vielfältige Stimme der Klarinette, all diese Gedanken in vier kontrastreichen Geschichten zu erzählen.
Meine musikalische Zusammenarbeit mit Xavier Benguerel, kurz bevor er 2017 starb, legt den Grundstein für dieses Projekt. Im Frühling 2016 entstanden letzte persönliche Annotationen und Änderungen seines Stückes Introspecció.
Die zu unrecht selten gespielten Stücke bilden hier einen Diskurs, der nicht nur Erinnerungen und Trauer, sondern auch, wie in der aktuellen Situation 2020, eine Entwicklung zur Modernität und eine neue Identität voller Freude und Hoffnung ausdrückt.
Gefördert durch Neustart Kultur
Hugo Rodríguez
Wenn ein Musikinstrument ins Exil fährt
Die europäische Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts wurde von vielen politischen Erschütterungen geprägt, aus denen das Exil von Tausenden Menschen in verschiedenen Ländern und Kontinenten resultierte. In diesem Kontext waren Zugehörige der musikalischen Avantgarde oft Opfer von politischer Verfolgung, weil ihre revolutionäre ästhetische Orientierung den Richtlinien von autoritären Regimen wie etwa der NS-Diktatur in Deutschland oder der Diktatur von Franco in Spanien nicht entsprachen. In vielen Fällen kam eine modernistische Haltung mit der Verteidigung einer linksorientierten Ideologie und/oder mit der Identifikation mit dem Judentum zusammen. Die Wirkung des Exils in der musikalischen Entwicklung des 20. Jahrhunderts ist in Hugo Rodríguez‘ Aufnahme, welche Komponisten aus verschiedenen Ländern und Generationen versammelt, die in die nach den Vereinigten Staaten oder nach England, der Schweiz, Frankreich und Chile emigrierten, deutlich zu hören. Diese Sammlung von Werken zeigt, dass einige der repräsentativsten Stücke des 20. Jahrhunderts für die Klarinette als solistischem Instrument – darunter Stravinskijs Drei Stücke – im Exil komponiert wurden. Die Spuren des Exils manifestieren sich in diesen Werken auf verschiedene Arten und Weisen. Von einer biografischen Perspektive aus erklingt der Emigrationsprozess somit in den Verbindungen zu verschiedenen Klarinettisten, Sponsoren und Institutionen der Aufnahmeländer. Obwohl die hier vereinigten Stücke rein instrumental sind, kann die Wahl von verschiedenen Musikstilen ebenfalls als eine Geste kultureller Resistenz im Kontext des Exils verstanden werden. In diesem Sinne evoziert die Anwendung der Zwölftonmethode und des Serialismus die Kontakte von einigen hier dargestellten Komponisten mit Arnold Schönberg und seinem Wiener Kreis und erinnert uns daran, dass auch Schönberg in die Vereinigten Staaten emigrieren musste, während viele seiner Studenten sich im Kontext der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkriegs durch die Welt zerstreuten. Die Protagonistin dieser Reise ins Exil von bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts ist die Klarinette, welche kontrastierende Emotionen und Stimmungen durch expressive Monologe darstellt. Während des Hörens dieser Aufnahme werden wir uns fragen können, inwieweit diese expressiven Atmosphären durch die neuen künstlerischen und persönlichen Erfahrungen des Exils geformt wurden.Geboren in Leipzig, wuchs Hanns Eisler (1898–1962) in Wien auf, wo er zwischen 1919 und 1923 Privatschüler von Schönberg war. Zurück in Deutschland wurde er 1926 Mitglied der Deutschen Kommunistischen Partei. Während dieser Periode führten seine politischen Überzeugungen zu seiner Distanzierung von der musikalischen Avantgarde. Parallel dazu begann seine lebenslange Kollaboration mit dem Dramatiker und Lyriker Bertold Brecht (1898–1956), aus der zahlreiche gemeinsame Werke entstanden sind. Ihre Lieder Solidaritätslied und Einheitsfrontlied gehören zum bekanntesten Repertoire der deutschen Arbeiterbewegung. Nach der Entstehung der NS-Diktatur 1933 reiste Eisler in verschiedene Länder. Unter anderem besuchte er die spanische Front im Kontext des spanischen Bürgerkriegs und war ebenfalls in Dänemark und Mexiko, bevor er sich 1940 in den Vereinigten Staaten ansiedelte. Seit 1942 lebte und arbeitete er in Hollywood als Komponist von Film- und Theatermusik. In den Vereinigten Staaten arbeiteten Eisler und Brecht weiterhin zusammen, bis beide 1947 vor das „Komitee für unamerikanische Umtriebe“ gebracht wurden, woraus ihre Vertreibung aus den USA resultierte. Eisler und Brecht lebten seitdem in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), wo Eisler eine intensive musikalische Karriere begann. Im Jahr 1949 komponierte er Auferstanden aus Ruinen, das bis 1990 als Nationalhymne der DDR galt. Moment Musical (ca. 1940) ist Eislers erstes Solostück für die Klarinette. Das Werk wurde für Clifford Odets Broadwaystück Night Music geschrieben, welches seine Premiere 1940 in New York hatte. In Night Music spielt der Hauptdarsteller, Steve Takis, die Klarinette. Wahrscheinlich wurde das virtuose Moment Musical auf der Bühne von Night Music durch ein alternatives Stück ersetzt, da das überlieferte Manuskript des Stückes auch andere, leicht zu spielende Partituren für Solo Klarinette enthält. Das Manuskript präsentiert ebenfalls eine mit 1947 datierte Widmung an „Mr. Donatelli, a very excellent musician and artist”. Vincent Donatelli (1892–1956) war Solo Klarinettist des Orchesters von den RKO Filmstudios in Hollywood. Mit seiner professionellen Erfahrung war er sicherlich ein geeigneter Interpret für dieses expressive Stück, welches ein breites Register des Instruments verwendet. In Moment Musical werden melodische Passagen mit Arpeggien und Intervallsprüngen kombiniert. Das zweite Thema, von einem melancholischen und cantabile Charakter, wird in der Partitur als „Blues Tempo“ bezeichnet und erscheint ebenfalls in Steves Lied „Move over, Mister Horse” aus Night Music. Mit seinen Verbindungen zu Broadway, Hollywood und dem Blues bildet Moment Musical ein repräsentatives Zeugnis von Eislers Exilerfahrung in den Vereinigten Staaten.
Ernst Krenek (1900–1991) ist in Wien geboren und studierte dort Komposition bei Franz Schreker (1878–1934). 1920 folgte er seinem Lehrer nach Berlin, wo er eine aktive Karriere als Komponist begann und Kontakte zu verschiedenen Vertretern der Musikwelt – darunter zu Ferruccio Busoni und Hermann Scherchen – pflegte. Der große Erfolg von seiner Oper Jonny spielt auf (1925), in welche Krenek Elemente von modernen populär-musikalischen Stilen wie Jazz, Foxtrot und Tango integrierte, bildete einen frühen Meilenstein in seiner Karriere. Dennoch experimentierte Krenek im Laufe seines Lebens weiterhin mit verschiedenen Musiksprachen und beim Zeitpunkt der Premiere seiner zweiten Oper – Karl V (1933) – war er zurück in Wien, wo er sich mit den Möglichkeiten der Zwölftonkomposition beschäftigte. Als Avantgarde-Komponist wurde seine Laufbahn durch die Entwicklung des Nationalsozialismus unterbrochen. 1938 emigrierte er in die Vereinigten Staaten, wo er an verschiedenen Universitäten lehrte. Zwischen 1947 und 1966 lebte er in Los Angeles. Während der 1950er Jahre nahm er wieder Kontakte zur europäischen Avantgarde auf und nahm häufig an den Darmstädter Ferienkursen als Dozent und auch Vortragender teil. In dieser Periode begann Krenek sich mit dem integralen Serialismus und mit der elektronischen Musik zu beschäftigen. Monologue op. 157 (1956) wurde durch den Klarinettisten und Komponisten Stanley Walden 1960 in New York uraufgeführt. Laut Waldens Autobiografie besuchte Krenek die Uraufführung. Das Werk ist in fünf kurzen Sektionen gegliedert. In seiner atonalen Faktur und Kürze wird das Erbe der Wiener Moderne offenkundig. Dennoch spiegelt das Stück ebenfalls Kreneks Interesse an dem Serialismus der Nachkriegszeit wider. In diesem Sinne werden nicht nur die Töne, sondern auch die rhythmische Dimension, Artikulation und Dynamik durch unterschiedliche Stufen von seriellen Konzeptionen organisiert. Dies zeigt sich deutlich in den ersten zwei Sektionen, welche durch eine pointillistische und differenzierte Klanglichkeit charakterisiert sind.
Egon Wellesz (1885–1974) wurde ebenfalls in Wien geboren, obwohl seine Eltern Ungaren jüdischen Ursprungs waren. In seiner Heimatstadt studierte er Musikwissenschaft bei Guido Adler und war einer der ersten Privatschüler von Schönberg. Aus der Verbindung seiner beiden Interessen, Musikwissenschaft und Komposition, publizierte er die erste Biographie Schönbergs im Jahr 1921. Wellesz begann zunächst in Wien eine Laufbahn als Akademiker. Als Komponist kultivierte er einen meist diatonischen Stil und wendete die Zwölftonmethode in nur einigen Werken an. Obwohl er zum Katholizismus konvertiert war wurde sein Leben nach dem Anschluss Österreichs 1938 gefährdet. Dank seiner akademischen Verbindungen konnte er nach England emigrieren, wo er 1939 zum Fellow des Lincoln College an der Oxford University wurde. In England erlebte er eine erfolgreiche Karriere als Professor und Komponist. Als Forscher war er Pionier auf dem Gebiet des byzantinischen Gesangs, ein Forschungsfeld, das er bereits in Wien eröffnet hatte. Die Suite für Solo Klarinette op. 74 (1954) ist die erste einer Werkgruppe, die sich solistischen Blassinstrumenten widmet und ebenfalls Suiten für Oboe (op. 76) und Fagott (op. 77) sowie Fanfares op. 78 für Horn beinhaltet. Das Stück ist atonal, stellt aber eine deutliche Verbindung zur Musiktradition dar, die sich in den Satzbezeichnungen manifestiert. In diesem Sinne wird „Rapsodie“ durch lange und von Intervallsprüngen geprägte Phrasen artikuliert, welche in unterschiedlichen Tonumfängen wiederkehren. Die „Serenade“ ist ein milder und fröhlicher Satz, wohingegen das „Scherzo“ schnell und spielerisch wirkt. Das Finale ist ein „Tanz“, welcher entsprechend der Tradition durch einen regulären rhythmischen Pattern charakterisiert wird. Im zweiten Teil wird die Regelmäßigkeit durch die Alternanz von verschiedenen Taktarten (3/4, 2/4, 7/8) unterbrochen. Am Schluss kehrt der Satz jedoch zum Tempo I zurück.
Das zweite Teil der Aufnahme bewegt sich weg von der deutsch-österreichischen Moderne in neue geografische Richtungen. Xavier Benguerel (1931–2017) ist der einzige Komponist der Sammlung, welcher das Exil bereits in seiner Jugend erfuhr. Sein Vater, Xavier Benguerel i Llobet, war ein bekannter katalonischer Schriftsteller und ein Verteidiger der spanischen Republik. Mit dem Ausgang des spanischen Bürgerkriegs (1936–1939) mussten Benguerel und seine Familie ins Exil flüchten. Dank der Unterstützung des chilenischen Dichters Pablo Neruda konnte sich die Familie 1940 in Santiago de Chile ansiedeln, wo Benguerel seinen ersten Kompositionsunterricht bei Juan Orrego-Salas (1919–2019) hatte. Die erste öffentliche Aufführung von einem seiner Werke war die Interpretation von seiner Sonate für Violine und Klavier beim Chilenischen Nationalkonservatorium im Jahr 1953. Benguerel kehrte 1954 nach Barcelona zurück, wo er bei Cristófor Taltabull (1888–1964) studierte und Mitglied der sogenannten Generación de 1951 wurde. Für seine lange Kompositionslaufbahn wurde Benguerel 2015 mit dem Preis für Ibero-Amerikanische Komposition Tomás Luis de Victoria ausgezeichnet. Introspecció (2003) ist Joan Pere Gil gewidmet. Laut der publizierten Partitur (2004) wählte dieser Klarinettist sogar den Werktitel selbst aus. Im Vorwort der Partitur erwähnt Benguerel, dass er in diesem Stück bewusst auf erweiterte Spieltechniken verzichtete, weil diese seinen Vorstellungen nicht entsprachen. Im Kontext der Auszeichnung mit dem Tomás Luis de Victoria Preis spielte Hugo Rodríguez dieses Stück 2016 in Madrid und Barcelona in zwei Konzerten mit dem Ensemble Iberoamericano. In diesem Zusammenhang durfte Rodríguez eng mit dem Komponisten in Introspecció zusammenarbeiten und die Partitur trägt interessante Hinweise zu Benguerels eigener Werkkonzeption. Wie die handschriftlichen Markierungen zeigen, wird das Werk in sieben kontrastierenden Sektionen strukturiert. Jede Sektion repräsentiert ein unterschiedliches Argument. Beispielsweise werden Nr. 4 mit „mysteriös“, Nr. 6 mit „lustig“ und Nr. 7 mit „fremd“ bezeichnet. Dank der Interaktion zwischen den Interpreten und dem Komponisten, welche kurz vor Benguerels Tod im Jahr 2017 stattfand, präsentiert Rodríguez hier eine durchdachte Interpretation, die eng mit der ästhetischen Konzeption des Komponisten selbst verbunden ist.
Der russische Komponist Arthur Lourié (1891–1966) studierte am Konservatorium von Sankt Petersburg bei Alexander Glazunov (1865–1936). Bereits als junger Student war er an der Musik von Claude Debussy, Busoni und weiteren Vertretern der Avantgarde interessiert. In diesem Kontext pflegte er Kontakte zu den Futuristen von Sankt Petersburg und zu russischen avantgardistischen Kreisen. Lourié war ebenfalls aktiv in der Russischen Revolution. Mit der Etablierung der Sowjetunion wurde er zum Chef der Musikkommission, verlies jedoch diesen Posten im Jahr 1921 unter unklaren Umständen und zog nach Berlin. Später lebte er in Paris, wo er Igor Stravinskij kennenlernte. Wie Stravinskij, emigrierte er im Jahr 1941 in die Vereinigten Staaten, wo er 1947 die nordamerikanische Staatsbürgerschaft erhielt. The Mime (1956) ist Charlie Chaplin – der bekannte Schauspieler, der die Pantomime ins Kino einführte – gewidmet. Es ist möglich, dass er Chaplin in den Vereinigten Staaten kennenlernte, wie es bei Stravinskij der Fall war. In einem allgemeinen atonalen Kontext präsentiert dieses Stück einige modale und tonale Gesten. Das Werk lebt von Kontrasten zwischen unterschiedlichen musikalischen Ideen, welche die Präsenz von verschiedenen Figuren oder Gestalten suggerieren. Mit seinen expressiven Melodien evoziert das Stück eine Pantomime für das Soloinstrument.
Die Aufnahme endet mit Igor Stravinskijs (1882–1971) Drei Stücke für Solo Klarinette (1918), ein bekanntes Repertoirestück für dieses Instrument. Ähnlich wie Lourié wuchs Stravinskij in Sankt Petersburg auf, wo er Schüler von Nikolai Rimsky-Korsakov war. Während der 1910er Jahre war seine Musik bereits erfolgreich in Paris, insbesondere durch seine Kollaboration mit Sergei Diaguilev und den Ballets Russes. Die Drei Stücke entstanden während Stravinskijs Aufenthalt in der Schweiz (1914–1920), also vor seinen wahrscheinlich bekannteren Aufenthalten in Frankreich (1920–1939) und in den Vereinigten Staaten (ab 1939). Das Schweizer Exil begann mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Stravinskij und seine Familie lebten in dieser Periode hauptsächlich in Morges bei Lausanne. In der Schweiz wurde Stravinskij von dem Mäzen Werner Reinhart unterstützt, der als Amateur Klarinette spielte. In seiner Wohnstadt – Winterthur – war Reinhart eine bedeutende Persönlichkeit in der Entwicklung des Musiklebens, insbesondere im Bereich der Förderung zeitgenössischer Musik. Unter anderen Musikern und Intellektuellen unterstützte Reinhart die Arbeit von Rainer Maria Rilke, Paul Hindemith und Krenek. Im Fall Stravinskijs förderte Reinhart die Premiere von L’Histoire du soldat 1918 in Lausanne und im nächsten Jahr einen Kammermusikzyklus bei dem die Suite von L’Historie du soldat (1919) uraufgeführt wurde. Die Drei Stücke für Klarinette sind Reinhart gewidmet, wobei die Uraufführung durch den professionellen Schweizer Klarinettisten Edmond Allegra erfolgte. In Folge von Stravinskijs Empfehlung in der Partitur spielte Rodríguez die ersten zwei Stücke mit der A-Klarinette als einzige Stücke, die mit diesem Instrument aufgenommen wurden. Das erste Stück wird als “Sempre p e molto tranquillo” bezeichnet und verkörpert tatsächlich einen ruhigen Charakter. Seine kontinuierlichen Taktwechsel, die an die melodischen Motive der Blasinstrumente in Le sacre du printemps (1913) erinnern, erschaffen eine schwebende Atmosphäre. Im Gegensatz dazu ist das zweite Stück rhythmisch und lebendig sowie reich an virtuosen und wechselnden Gesten. Das dritte Stück wird, ähnlich dem „Ragtime“ aus L’Historie du soldat, durch eine reguläre rhythmische Progression charakterisiert.
Daniela Fugellie (Universidad Alberto Hurtado, Santiago de Chile)
Leider sind noch keine Bewertungen vorhanden. Seien Sie der Erste, der das Produkt bewertet.
Sie müssen angemeldet sein um eine Bewertung abgeben zu können. Anmelden