Benefizkonzert für das Sendai Philharmonic Orchestra Japan vom 9. September 2011 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin. Der Gewinn aus den Tonträgerverkäufen wird dem Sendai Philharmonic Orchestra gespendet. Das Projekt wird unterstützt von der Japanischen Botschaft Deutschland, dem Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin, der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Berlin e.V., der Filia GmbH, der Japanischen Ergänzungsschule in Berlin e.V. und. der Japanischen Industrie und Handelsvereinigung in Berlin e.V.
TT 82:19 Min., Best.-Nr. pT-1061, GTIN/EAN 4250523310612, VÖ primTON 2011.
Inhalt
Edward Elgar (1857-1934): Serenade e-Moll für Streichorchester op. 20
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791): Oboenquartett F-Dur KV 370 Ryoichi Masake (Oboe), Mika Yonezawa (Violine), Masae Kobayashi (Viola), Kleif Carnarius (Violoncello)
Antonín Dvořák (1841-1904): Terzett C-Dur op. 74 für zwei Violinen und Viola Daishin Kashimoto, Kotowa Machida (Violinen), Naoko Shimizu (Viola)
Ladislav Kupkovič (*1936): Für die Opfer des 11. März 2011 (UA)
Toshiyuki Bamba (*1963): Odor of Time for two Violins (1986/1990) Mika Kotake, Keiko Kido (Violins)
Charles E. Ives (1874-1954): The Unanswered Question (1908)
Johann Sebastian Bach (1685-1750): Konzert d-Moll für zwei Violinen und Orchester BWV 1043 Sayako Kusaka, Kotowa Machida (Violinen)
Die Stücke
Toshiyuki Bamba: „Odor of Time“
Der 1963 in Kyoto geborene Komponist Toshiyuki Bamba lebt seit 1987 in Deutschland. Sein Studium absolvierte er an der Manhattan School of Music in New York. Er erhielt Kompositionsaufträge u.a. für die 13. Magdeburger Telemann-Festtage 1996. Sein Werk „Wind“ wurde von der Magdeburgischen Philharmonie unter der Leitung von Mathias Husmann im Rahmen des Festivals uraufgeführt „Odor of Time“ setzt die Serie von Kompositionen für Streichinstrument Solo oder Streicher-Ensemble fort, die mit „Snow – Odor of Time“ begonnen wurde, das beim 4. Wettbewerb „Music Today“ in Japan 1991 einen Preis errang. Den Vorsitz der Jury führte damals Toru Takemitsu.
Ladislav Kupkovič: „Für die Opfer des 11. März 2011“ ("For the Victims of March 11th, 2011")
Ladislav Kupkovič wurde 1936 in Bratislava geboren, sein kompositorisches Schaffen wandelte sich nach atonalem, avantgardistischem Beginn seit den siebziger Jahren hin zur Tonalität. Jahrzehnte lehrte er als Professor an der Musikhochschule Hannover. Seine Werke werden u.a. von Gidon Kremer, dem Arditti Quartett und dem Bayreuth-Festival-Violinquartett aufgeführt.
Die Komposition besteht aus drei Sätzen. Im Anfangssatz wird das Lied von Rentaro Taki mit dem Titel „Kojo no Tsuki “ (Der Mond über der Bergruine) zitiert. Der japanische Komponist studierte in Deutschland und starb sehr jung an Tuberkulose. Der mittlere Satz ist eine Meditation über die Vergänglichkeit des Lebens und der Zeit. Der letzte Satz, das Finale und ein Fanal zugleich, ist die eigentliche Trauermusik für die Opfer der Natur- und Zivilisationskatastrophe in Japan.
Ladislav Kupkovič zur Entstehung des Stückes:
Herr Kiichiro Mamine, Violinist des Orchesters der Deutschen Oper in Berlin und auch des Bayreuther Festspielorchesters, hat mich irgendwann im Juni oder Juli 2011 angerufen und mir von seinen Plänen, ein Benefizkonzert für die Opfer der Tsunami-Erdbeben-Fukushima-Katastrophe zu organisieren, erzählt.
Wir hatten schon drei Jahre zuvor zusammengearbeitet: Für das Bayreuth-Festival-Violinquartett, zu dem Kiichiro gehört, komponierte ich die „Lohengrünvariationen“. Es war eine ausgezeichnete Uraufführung im Weingut Glaser-Himmelreich in Dettelbach. Es folgten mehrere Aufführungen und Aufnahmen (NHK Tokio und Bayerischer Rundfunk München) bis die CD beim Label primTON (Berlin) veröffentlicht wurde.
Kiichiro fragte mich, ob ich nicht für das Benefizkonzert etwas schreiben könne, es müsste nichts Großes sein, aber eine Uraufführung wäre sehr schön für das Programm. Für mich war wichtig, dass Kiichiro meine Kompositionstechnik kennt und ich nicht erklären musste, warum ich tonal und nicht avantgardistisch komponiere. Daraufhin habe ich mich hingesetzt und komponierte ein kurzes Adagio, das später, leicht verlängert zum 2. Satz des Werkes wurde. Kiichiro hat den Satz mit Freunden durchgespielt (darunter Juraj Cizmarovic aus Bratislava, Konzertmeister im WDR-Orchester in Köln und auch Konzertmeister des Festivalorchesters in Bayreuth) und es gefiel. Das Stückchen dauerte zu dem Zeitpunkt lediglich zwei Minuten und es stellte sich die Frage, ob ich nicht irgendwie vielleicht bis zu acht Minuten daraus machen könne. Und ich konnte. So entstand der jetzige Finalsatz. Ein weiteres Problem kam hinzu: Kiichiro meinte, dass die Probenzeit so knapp sei (für die Proben mussten Termine gefunden werden, zu denen alle Musiker aus den immerhin acht Berliner Orchestern konnten), dass mein Stück vielleicht doch nicht mit ins Programm aufgenommen werden könne.
Nun, ich habe gesagt, dass ich das Finale so komponieren kann, dass es zwar effektvoll genug klingt, aber verhältnismäßig leicht zu spielen sein wird und vielleicht nur die ersten Violinen etwas mehr üben müssten. Das wurde akzeptiert und tatsächlich schon nach nur einer Stunde Probe klang es ausgezeichnet.
Noch eine Frage war zu klären. Ich fand, dass auch etwas Japanisches enthalten sein müsste, schließlich handelte es sich um eine japanische Katastrophe, obwohl Fukushima die gesamte Menschheit betrifft. Kiichiro hatte dann die Idee, das Lied „Kojo na Tsuki“ (Der Mond über der Bergruine) als 1. Satz zu bearbeiten. Die Melodie stammt vom japanischen Komponisten Taki Rentaro, der in Deutschland studierte und vor 100 Jahren sehr jung an Tuberkulose verstarb.
Als letztes zu klärendes Problem blieb noch die Besetzung: Ich habe das Stück eigentlich für Streicherensemble komponiert. Doch nun sollte es den Abschluss des Konzertabends bilden und dafür wäre es natürlich schön, wenn alle Interpreten noch einmal vereint auf der Bühne musizieren würden. Im Programm waren aber noch eine Oboe (von Mozart's Oboenquartett) und im Stück von Ives waren noch zwei Flöten, eine Oboe und eine Klarinette. So kamen die vier (nicht obligaten) Bläser hinzu. Ich gebe aber zu, dass sie sich sehr positiv auf den Gesamtklang auswirkten.
Als Komponist musste ich mich in der ersten Liga behaupten, neben Elgar, Mozart, Ives, J.S. Bach, Dvořák und dem in Berlin lebenden japanischen Komponisten Toshiyuki Bamba. Es war ein sehr schönes Programm. Sehr gut war auch, dass ein Dirigent aus Japan, der in Berlin studiert hatte, dazukam: Ryusuke Numajiri. Er hat mit dem Ensemble sehr schön zusammengearbeitet. Und die japanischen Musiker aus Berlin spielten wirklich wunderschön! Ladislav Kupkovič
Die Mitwirkenden
Dirigent: Ryusuke Numajiri (Biwako Hall Artistic Director in Japan)